Arzneimittelfälschungen – kann die Digitalisierung Abhilfe schaffen?

Im Frühjahr dieses Jahres wurde der bisher größte Skandal um Arzneimittelfälschungen in der deutschen Geschichte vor Gericht verhandelt. Die aktuellen Schätzungen des Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) bestätigen nun die zunehmende Problematik gefälschter Medikamente auf volkswirtschaftlicher Ebene: Den Experten zufolge kosten diese die Arzneimittelhersteller und den Staat Milliardenbeträge.

Illegale Produkte gefährden die Gesundheit – und die Volkswirtschaft

„Im schlimmsten Fall riskieren Patienten ihre Gesundheit, weil es sich um ein fehlerhaftes Produkt handelt. Das ist ein zu hohes Risiko, nur um ein paar Euro zu sparen“ ergänzt Istok Kespret, Geschäftsführer von HMM Deutschland. „Dennoch ist der wirtschaftliche Schaden nicht zu unterschätzen, denn die Umsatzverluste wirken sich auch auf die Arbeitsplätze der Branche aus.“



Laut EUIPO geht tatsächlich der direkte Verlust von über 37.000 Stellen mit den Plagiaten einher. Ferner sind indirekt über 53.000 Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftszweigen der EU betroffen.

Digitaler Schutz gegen Arzneimittelfälschungen?

Der Hauptvertriebskanal für illegale Produkte ist dabei das Internet. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge ist bei einem Einkauf im Netz in jedem zweiten Fall nicht das Original-Präparat in der Post – Unterschiede sind häufig kaum auszumachen. Mit der EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Arzneimittelfälschungen sollen Arzneimittel jedoch bis 2017 europaweit mit Sicherheitsmerkmalen versehen werden. Etliche Medikamente deutscher Hersteller sind bereits heute durch einen maschinenlesbaren Datamatrix-Code geschützt. Ein günstige und doch zuverlässige Technik: Apotheken lesen den Code aus und gleichen die gespeicherten Informationen mit einem zentralen Server ab. Der breite Einsatz dieser Technologie wird die Sicherheit der Waren aus den Apotheken noch einmal erhöhen.

Verbraucher sollten beim Kauf im Internet kritisch sein

Praktikable digitale Lösungen für den Schutz von Produkten aus dem Internet sind in der Entwicklung. Bis diese auch hier Abhilfe schaffen gilt es als Verbraucher besonders kritisch zu sein. Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) vergibt ein Gütesiegel an Versandapotheken. Ob ein Händler nach dem nationalen Recht für den Online-Arzneimittelhandel zugelassen ist, können Verbraucher zudem bei ihrer Krankenkasse erfragen. Auch Verbraucherzentralen oder die Apothekerkammer können Auskunft geben.