Gesundheitspolitik: Die Positionen einer zukünftigen Jamaika-Koalition

„Das Thema Digitalisierung haben sich alle Parteien auf die Fahnen geschrieben – nur nicht im Gesundheitswesen. Dabei steckt hier jede Menge Potenzial. Deutschland muss jetzt auf den Zug aufspringen. Sonst führt die Reise ins digitale Niemandsland“, sagt Istok Kespret, Geschäftsführer HMM Deutschland GmbH.

Am 24. September 2017 haben die Deutschen einen neuen Bundestag gewählt. Stärkste Kraft ist die CDU/CSU geworden. Da die SPD bereits am Wahlabend angekündigt hat, in die Opposition gehen zu wollen, scheint eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen am wahrscheinlichsten. Ihre Positionen bezüglich des Gesundheitswesens gehen jedoch zum Teil weit auseinander.

Punkt 1: Am gravierendsten sind die Ansichten zur Einführung einer Bürgerversicherung. Während die Grünen die gesetzliche und private Krankenversicherung schrittweise zu einer Bürgerversicherung umstrukturieren möchten, lehnen dies die Christdemokraten vehement ab.

Punkt 2: Auch beim Thema Online-Versand von verschreibungspflichtigen Medikamenten gehen die Meinungen der Parteien auseinander. Die FDP setzt sich stark dafür ein, die Union möchte ihn verbieten.

Punkt 3: Einigkeit besteht weitestgehend über eine Verbesserung der medizinischen Grundversorgung. Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte sollen nach Ansicht der Grünen bei der Versorgung besser kooperieren. Eine optimierte Zusammenarbeit der verschiedenen Sozialträger wünscht auch die CDU/CSU.

Wo bleibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen?

Fazit: Wenn die drei Parteien künftig eine gemeinsame Regierung bilden möchten, müssen noch einige Baustellen geklärt werden. Und neben den oben genannten stellt sich eine weitere große Frage: Wo bleibt bei all dem die Digitalisierung? Alle Parteien sind sich einig, dass die Digitalisierung in Zukunft einen wichtigen Stellenwert einnehmen wird. Beim Thema Gesundheit scheinen sie sie jedoch weitestgehend auszuklammern.

Immerhin ein kleiner Hoffnungsschimmer: CDU und CSU erhoffen sich, mithilfe der Digitalisierung „mehr über Krankheitsursachen zu lernen“. Die FDP warb im Wahlkampf mit dem Slogan „Digital first“ und die Grünen möchten den Kommunen und Regionen mehr Einfluss bei der Versorgung zusprechen, um die Vernetzung aller Akteure voranzutreiben. Auch dies spricht zumindest ansatzweise für ein Vorantreiben der Digitalisierung im Gesundheitswesen.