Patientenmonitoring: Kespret sieht Apps als Therapiechance

Das Patientenmonitoring mit Hilfe von Gesundheits-Apps spielt bislang im deutschen Gesundheitswesen keine relevante Rolle. Dabei zeigt der aktuelle Trend, dass Nutzer durchaus bereit sind, ihre Daten zu sammeln und auch zu teilen, wenn sie daraus Vorteile ziehen können. Eine Tendenz, die Entwickler solcher Anwendungen schon lange erkannt haben und deswegen immer mehr Smartphone-Apps zur Kontrolle des eigenen Gesundheitszustandes auf den Markt bringen. Wie können die erhobenen Daten zukünftig nutzbringend in den Klinik- und Praxisalltag eingebunden werden?

Patientenmonitoring – deutsches Gesundheitssystem ignoriert die Diagnosemöglichkeiten

 

Istok Kespret über die Entwicklung von Patientenmonitoring„Viele Patienten sind an ihrem Gesundheitszustand interessiert und haben keine Hemmungen dabei, Daten in diesem Bereich zu sammeln. Allerdings werden die Informationen nicht bei der Diagnose und in die Therapie von Krankheiten eingebunden, obwohl dabei ein Nutzen für Arzt und Patient entstehen kann. Egal, ob es um die Überwachung von Diabetes oder das frühzeitige Erkennen von bestimmten Symptomen geht, Apps sind durch ihre einfache Integration im Alltag ein wichtiges Diagnosetool. Diese Daten sollten Ärzte viel stärker zur Auswertung des Gesundheitszustandes hinzuziehen, so wie es zum Beispiel in den USA schon der Fall ist,“ kritisiert Istok Kespret, Geschäftsführer von HMM Deutschland den aktuellen Zustand.

 

Gesundheits-Apps – Qualitätskriterien dürfen nicht vernachlässigt werden

So chancenreich das Patientenmonitoring mit Hilfe von Gesundheits-Apps auch ist – es müssen Qualitätsstandards bei den Anwendungen eingeführt werden, um zuverlässige Daten zu erhalten. Ansonsten können Mediziner bei der Auswertung nicht einschätzen, ob die Patientenwerte wirklich stimmen. Dabei ist die Gesundheitspolitik gefordert. Nur wenn Regularien und Kontrollgremien existieren, nach denen sich die App-Entwickler richten müssen, können diese Systeme sinnvoll im Klinik- und Praxisalltag eingebunden werden. Auch ein zweiter Faktor ist bei Gesundheits-Apps von großer Relevanz: Patienten müssen die Hoheitsgewalt über ihre Daten behalten, nur sie entscheiden, was mit den Daten geschieht.

Diese Kriterien sind dabei eine sinnvolle Grundlage:

  1. leichte Verständlichkeit bei der Anwendung
  2. national, europäisch und idealerweise auch global umsetzbar
  3. hohe Akzeptanz bei den Akteuren
  4. Finanzierbarkeit für alle Seiten

Experten sind sich einig: Gesundheits-Apps werden in ihrer Bedeutung wachsen

Egal, ob digitale Medizin, Online-Therapien oder Gesundheits-Apps, die Experten aus Wissenschaft und Politik sind sich einig, dass diese Angebote in Zukunft immer stärker in den Praxisalltag einfließen müssen und werden. Denn in diesem Bereich sind noch lange nicht alle Potenziale ausgeschöpft. Dabei nimmt auch der Arzt eine Beratungsposition ein, um die Patienten über sinnvolle und zuverlässige Anwendungen in diesem Bereich aufzuklären. Über diesen Austausch können beide Seiten am besten von den Daten profitieren. Wichtig bei der Entwicklung neuer Systemlösungen ist auch, dass hier vor allem der Fortschritt weg von Insellösungen in Richtung stark vernetzter Systeme geht. Nur so kann ein Austausch außerhalb der eigenen Praxis- und Klinikwände sinnvoll in die Therapie integriert werden.