Krankenkassen zu zögerlich beim Einsatz von digitalen Lösungen!

„Heute gibt es auf die meisten Probleme der Krankenkassen eine Antwort: Digitalisierung und Automatisierung! Häufig mangelt es aber nicht an einem Erkenntnisdefizit, sondern an einem Umsetzungsdefizit: Elektronische Lösungen werden nur langsam von den Krankenkassen angenommen“, sagt Istok Kespret, Geschäftsführer der HMM Deutschland GmbH.

Das deutsche Gesundheitswesen hat großen Nachholbedarf beim Thema eHealth. „Wir sind nicht überschnell“, formulierte Bundeskanzlerin Angela Merkel es kürzlich in einem Podcast zur Digitalisierung in der Medizin.

„Wenn wir keine vernünftigen Rahmenbedingungen aufstellen, wird der Patient seine Daten ins Ausland schicken,“ so Istok Kespret.

Die Wahrheit ist: Deutschland hinkt vielen Ländern deutlich hinterher. Elektronische Lösungen werden nur zögerlich von den Krankenkassen impliziert.

Benjamin Westerhoff, Leiter Versorgungsprogramme bei der BARMER, sagte Anfang Juli auf einem Gesundheitskongress in Berlin: „Wir finden den medizinischen Fortschritt und die digitalen Chancen gut. Wir sind bereit, auch neue Wege zu beschreiten.“ Treibende Kraft müssten seiner Meinung nach aber ein konkretes Versorgungsdefizit und der medizinische Bedarf sein. Zudem sollten innovative Angebote auch zur besseren Wirtschaftlichkeit der Versorgung beitragen sowie Fehl- und Überversorgungen vermeiden.

Konsequenz im medizinischen Datenschutz gefordert

Eine weitere wichtige Erkenntnis, warum Krankenkassen oft zögerlich handeln: Noch immer scheuen sie sich vor dem Thema Datenschutz. „Digitalisierung steht und fällt mit einem zukunftsfähigen Konzept zum Umgang mit Daten. Ein solches Konzept fehlt aus meiner Sicht“, sagte Dr. Gertrud Demmler, Vorstand der Siemens-Betriebskrankenkasse SBK, Anfang des Jahres und bestätigt damit bisherige Studien.

Bundeskanzlerin Merkel weiß: „Es gibt noch innere Vorbehalte. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle Datenschutzfragen gut klären.“ Das eHealth-Gesetz sei so eine Grundlage, mit der sich schon gut arbeiten lasse. Hinzu komme ab Mai 2018 die sogenannte Datenschutz-Grundverordnung, die künftig den Datenschutz mit dem Verwenden großer Datenmengen europaweit zusammenbringen soll.