Von wegen finanzielle Mängel – Ausgaben bei Healthcare bislang an falscher Stelle

„Beim IT-Markt ist das Gesundheitswesen immer noch stark unterrepräsentiert. Dabei stecken genau hier die größten Potenziale“, erklärt Istok Kespret, HMM Deutschland GmbH.

Zwei Milliarden Euro IT-Ausgaben werden laut dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC im Gesundheitswesen für 2017 erwartet. Am Gesamt-IT-Markt macht dies gerade einmal einen Anteil von 2,9 Prozent aus. Andere Branchen wie die Industrie sind weitaus gewillter, Geld für die digitale Transformation in die Hand zu nehmen.

Die Gesundheitsbranche hingegen investiert nur einen geringen Anteil in die Digitalisierung, aber nicht weil das Geld fehlt. Im Gegenteil: Für das Jahr 2015 vermeldete der Healthcare-Bereich laut Statistischem Bundesamt Gesamtausgaben von 344 Milliarden Euro. Ein Großteil dieser Ausgaben fließt in laufende Gesundheitsausgaben wie Prävention, ärztliche Leistungen und Waren wie Arznei- und Hilfsmittel.

Diese Verteilung muss sich künftig ändern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ansonsten wird das deutsche Gesundheitswesen zeitnah von anderen Ländern überholt. Studien zeigen, dass die Versicherten dem Thema Digitalisierung offen gegenüber stehen und dadurch deutliche Vorteile wie eine unkompliziertere und schnellere Kommunikation mit dem behandelnden Arzt sehen.

eHealth und IT – Bemühungen laufen zu zögerlich

Es gibt bereits erste vielversprechende Projekte bei den Kostenträgern, die den Trend Digitalisierung mit aufgreifen.

Dr. Michael Sander, Geschäftsführer von TCP Terra Consulting Partners GmbH, Lindau und Berlin, berichtet von seinen beruflichen Erfahrungen bei dem Thema:„Die BIG direkt gesund war in einer ganz aktuellen Untersuchung Sieger bei den sogenannten Customer Journeys bzw. digitalen Kundenreisen. Spannend ist zudem der Zweikampf zwischen der Techniker Krankenkasse und der AOK Nordost bei digitalen Themen wie der elektronischen Patientenakte und digitalen Versorgungsstrukturen. Persönlich bin ich mit Pegasystems an zwei großen Software-Projekten mit namhaften Krankenkassen zur Digitalisierung von Vertriebs- und Marketingprozessen beteiligt.“

Auch erste eHealth-Initiativen werden weiter vorangetrieben. Projekte wie Telemedizin und die elektronische Patientenakte stecken zwar teilweise noch in den Kinderschuhen, sollen aber nicht zuletzt durch das eHealth-Gesetz in zeitnaher Zukunft fest im Gesundheitswesen integriert werden. All diese technischen Lösungen benötigen jedoch eine zunehmende Digitalisierung. Wenn auch teilweise zu zögerlich, setzt die Branche vermehrt auf Innovationen. Wearables zur Erfassung von Vitaldaten des Patienten und das 3D-Drucken medizinischer Hilfsmittel sind dabei erst der Anfang.

Erste Impulse aus dem Gesundheitswesen für die Investition in den IT-Bereich sind also durchaus erkennbar. Und ein weiterer Fakt gibt Grund zum Optimismus: Das Wachstum in diesem Bereich ist höher als in anderen Branchen. Gleichzeitig kann das Gesundheitswesen 2017 als einziger Bereich mehr IT-Ausgaben als im Vorjahr vorweisen.

„Der Trend zur Digitalisierung ist mittlerweile in zarten Ansätzen erkennbar. Er muss jetzt jedoch stringent weiterverfolgt werden, damit die Bemühungen auch Früchte tragen können“, bemerkt Istok Kespret, HMM Deutschland GmbH.