Videosprechstunde statt Wartezimmer: Patienten sind offen für Telemedizin

Ein Arztbesuch vor dem heimischen Computer anstatt in der realen Arztpraxis – was heute noch unwirklich erscheint, könnte in einigen Jahren Realität sein. Das Bundesministerium für Gesundheit geht davon aus, dass Telemedizin in etwa zehn Jahren in Deutschland selbstverständlich sein wird. Und auch eine Umfrage des Bitkom zeigt: Patienten sind durchaus offen für dieses Angebot.

Die Zeichen für die Telemedizin stehen gut

Telemedizin ist dabei eine wichtige Komponente, um strukturell schwache Gebiete ärztlich zu versorgen.

„Datenschutz, sichere Leitungen und Qualitätsmanagement sind dabei heute nicht mehr das Problem. Aber erst wenn man es schafft, die Telemedizin in die Vergütungsmodalitäten des deutschen Gesundheitswesens zu integrieren, wird diese den Einzug in die Kollektiv- und Spezialistenversorgung finden“, so Istok Kespret, Geschäftsführer von HMM Deutschland.



Die ersten Schritte in diese Richtung sind auf dem Weg: Mit dem zum 29.12.2015 in Kraft getretenen E-Health-Gesetz werden ab Juli 2017 Online-Videosprechstunden, neben der telekonsiliarischen Befundbeurteilung von Röntgenaufnahmen, in die vertragsärztliche Versorgung aufgenommen.
Statt also darauf zu warten, dass ein Röntgenbild ausgedruckt und per Kurier versendet wird, können Befunde direkt – beispielsweise durch den Hausarzt – elektronisch ausgewertet werden. Ebenso sind die Ergebnisse, gerade bei Nachsorge- und Kontrollterminen, den Patienten dann via Internet beziehungsweise mittels audiovisueller Kommunikationstechnologien einfach und schnell übermittelbar.

Erleichterung für alle Beteiligten

Der „direkte Draht“ zum Arzt kann dem Patienten somit in Zukunft tatsächlich das Wartezimmer in einigen Fällen ersparen – den persönlichen Kontakt zum Arzt ersetzen soll die Telemedizin allerdings nicht.

„Vielmehr sollen Menschen mit chronischen Erkrankungen, deren Alltag allzu häufig nicht nur von der Krankheit selbst, sondern auch durch die regelmäßigen Arztbesuche und Krankenhausaufenthalten als Belastung empfunden wird, von diesen Neuerungen im deutschen Gesundheitswesen entlastet werden. Digitale Lösungen schaffen dafür die Grundlage“, so Istok Kespret weiter.



Auch Risikopatienten, die nach einer Operation oder aufgrund ihres Krankheitsverlaufs überwacht werden müssen, profitieren von der Möglichkeit, trotz räumlicher Trennung vom Spezialisten versorgt werden zu können. Betroffene messen dann beispielsweise selbstständig verschiedene Werte, wie den Blutdruck oder das Gewicht. Ein kleiner Computer übermittelt diese Kennzahlen direkt in die Zentrale des zuständigen Krankenhauses, in der rund um die Uhr Ärzte die eingehenden Daten überwachen und bei Problemen den Patienten aufmerksam machen oder den Notarzt alarmieren.