eHealth weltweit: Von diesen Ländern kann Deutschland lernen

„Im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland noch einen großen Nachholbedarf beim Thema eHealth. Dabei muss das deutsche Gesundheitswesen viel mutiger bei der Implementierung digitaler Prozesse werden. Ansonsten wird dieses Land eines der Schlusslichter bei der Digitalisierung sein“, erklärt Istok Kespret, Geschäftsführer HMM Deutschland GmbH.

Wie weit ist der technische Fortschritt im Gesundheitssektor anderer Länder? Welchen Stellenwert hat eHealth dabei? Auch wenn dieses Thema in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, sind die Entscheider des deutschen Gesundheitswesens sehr zögerlich bei der flächendeckenden Umsetzung der Digitalisierung. Ganz anders ist das hingegen in Estland, Schweden und den USA. Was können wir von diesen Ländern lernen?

Estland: eHealth findet überwiegende Akzeptanz auch in der Bevölkerung

Estland ist mit einem zentralen digitalen Gesundheitsinformationssystem ausgestattet, an das ca. 98 Prozent der Bevölkerung und 752 Einrichtungen im Land angebunden sind (Quelle: estnischer E-Health Verband E-Tervis). Auch digitale Gesundheitsakten sind in diesem Land ein fester Bestandteil des Gesundheitssystems. Diese digitale Lösung ist auch beim Patienten umfassend akzeptiert: Nicht einmal ein Prozent der Nutzer hat widersprochen, die Daten für den Zugriff über die virtuelle Schnittstelle X-Road freizugeben. Dieses technische System verknüpft Nutzer, öffentliche Einrichtungen und Institutionen des Gesundheitswesens miteinander.

Schweden: Ferndiagnostik als wichtiges Standbein im Gesundheitswesen

eHealth wird in Schweden sehr stark staatlich gefördert. Der Fokus richtet sich dabei besonders auf die Themen Telemedizin und IT-Beratung. Die Schweden haben schon sehr früh die Bedeutung der Digitalisierung im Gesundheitssystem erkannt: So gründeten die Provinzen, der Dachverband der Gemeinden, der Arbeitgeberverband der privaten Gesundheitsversorgung und die Vereinigung der schwedischen Apotheken bereits im Jahr 2000 die nationale Kooperation Carelink. Mittlerweile sind mehr als die Hälfte der Akutkrankenhäuser mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens vernetzt. Das Land hat 2008 mit der Realisierung einer nationalen Patientenakte begonnen („Nationell Patientöversikt“). Dabei werden die Daten aus den Quellsystemen mit Hilfe eines übergreifenden Patientenmanagement-Systems, des Master Patient Index, virtuell miteinander verknüpft.

USA: eHealth = mHealth

Die Entwicklung von eHealth in den USA wird sehr von der demografischen und technischen Entwicklung, aber auch von der Krankheitshäufigkeit beeinflusst. Nach Stand des „2015 HIMSS Mobile Technology Survey“ nutzen fast 90 Prozent der befragten Angestellten von Gesundheitsdienstleistern mobile Geräte in ihrem Arbeitsalltag, um Patienten in die Gesundheitspflege zu integrieren. Am meisten genutzt wurden dabei App-basierte Patientenportale (73%), Telehealth-Dienstleistungen (62%), Textkommunikation (57%) sowie Patienten-Fernüberwachung (49%). Auch der rechtliche beziehungsweise regulatorische Rahmen ist in den USA erweitert: So hat beispielsweise die Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) 2013 ihre Richtlinie für die Regulierung von mobilen medizinischen Apps veröffentlicht. Diese informiert Entwickler und Hersteller über die Zulassungsvoraussetzungen für mobile Medizin-Apps.