Praxisbeispiel Rosenheim: So kann die digitale Patientenakte sinnvoll eingesetzt werden

Die digitale Patientenakte soll zukünftig nicht nur den Austausch zwischen Arzt und Patienten erleichtern, sondern besonders die Kommunikation zwischen den Fachärzten intensivieren. Auf diese Weise können Fehlmedikationen vermieden werden. Aber auch wichtige medizinische Informationen gehen auf diesem Weg nicht verloren. Dennoch herrscht oftmals noch Unklarheit darüber, wie die Vernetzung in der Praxis aussieht.

Die digitale Patientenakte wird leider immer noch viel zu kritisch begutachtet. Dabei überwiegen die Vorteile deutlich, denn dank der schnellen Verfügbarkeit der freigeschalteten Patieninformationen können alle behandelnden Mediziner wichtige Informationen zur optimalen Versorgung erhalten,“ erklärt Istok Kespret, HMM Deutschland GmbH.

 
Das dieser Weg in die Digitalisierung auch gelingen kann, zeigt das Ärztenetz Rosenheim. Wie funktioniert der Alltag mit der digitalen Patientenakte? Welche Vorteile sind bereits jetzt erkennbar?

Die digitale Patientenakte hat sich in Rosenheim bewährt

In der Mitte letzten Jahres begannen rund 40 Haus- und Fachärzte in Rosenheim, sich zu einem Netzwerk, dem Ärztenetz Rosenheim (änro) zusammenzuschließen. Dabei war für alle Beteiligten klar: Ein fließender Austausch verschiedener wichtiger medizinischer Informationen sollte Priorität haben. Denn zu oft wissen Patienten nicht detailliert über die eigene Krankenakte Bescheid. Um eine sichere und umfassende Versorgung zu gewährleisten, sollte deswegen die digitale Vernetzung untereinander ausgebaut werden. Ein Weg, der sicher nicht immer leicht war. Dennoch sind alle beteiligten Ärzte inzwischen froh über den sofortigen Austausch. Alle Beteiligten sind damit in der Lage, sofort einzusehen, welche Medikamente, Heil- und Hilfsmittel der jeweilige Patient erhält. Auch die Befunde verschiedener Untersuchungen sind auf diese Weise unmittelbar verfügbar. Dr. Martina Stinshoff, änro-Mitgeschäftsführerin und Fachärztin für Allgemeinmedizin, weiß die Vorteile zu schätzen: „Wenn man früher einen Patienten mit den Unterlagen auf die Reise zum Facharzt geschickt hat, ist es nicht selten vorgekommen, dass er diese dann zu Hause vergessen hat. Auch wissen die Patienten oftmals nicht, wie die Medikamente heißen, die sie einnehmen.“ Ein Problem, das ab sofort der Vergangenheit angehört.

Patienten profitieren von direkten Austausch

Obwohl die Patientenakten sich immer noch an der gleichen Stelle wie zuvor befinden, synchronisieren sie sich nach entsprechender Freigabe. Dadurch sind alle Informationen bei allen beteiligten Ärzten direkt einsehbar. Diese Aktualität wissen auch immer mehr Patienten zu schätzen. So nehmen schon 1.900 Personen daran teil – das sind immerhin 10 Prozent aller Patienten des Ärztenetzwerks Rosenheim. Zur Projektteilnahme müssen Patienten ihre schriftliche Einwilligung dazu geben, dass die Daten den jeweiligen Ärzten im Netz zur Verfügung gestellt werden dürfen. Zusätzlich ist aber auch eine Selektion durch Patient und behandelnden Arzt möglich.