Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft: Mehr Tempo ist gefragt

„Digitale Prozesse im deutschen Gesundheitswesen – die Mühlen mahlen viel zu langsam!“ meint Istok Kespret, HMM Deutschland GmbH.

Beim Thema eHealth punktet besonders das amerikanische Gesundheitswesen mit zahlreichen innovativen Lösungen. Von der Vitalüberwachung von Patienten über die medizinische Betreuung bis hin zu Versicherungs- und Abrechnungsprozessen: In allen Bereichen sind Kommunikations- und Informationstechnologien zum essentiellen Bestandteil geworden. Ein Status Quo, von dem Deutschland noch weit entfernt ist. Welche Wege müssen zukünftig beschritten werden, um dies zu ändern?

Die deutsche Angst vor dem Datenschutz

„Aus unberechtigter Angst vor den Auswirkungen des Datenschutzes bewegen sich die Akteure in der deutschen Gesundheitswirtschaft immer noch zu viel zu zögerlich. Seit gefühlt 20 Jahren verharren wir auf der gleichen Position und werden inzwischen von immer mehr Nationen überholt – das muss sich ändern!“ erklärt Istok Kespret, HMM Deutschland.

Die Gesundheitswirtschaft ist eine wohlfinanzierte Branche in Deutschland mit staatlich garantierten Budgets. So verzeichnete sie im vergangenen Jahr eine Bruttowertschöpfung von rund 336 Milliarden Euro, das entspricht rund zwölf Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands. Mit diesen gigantischen Summen sollte die Finanzierung der Digitalisierung problemlos möglich sein. Das Problem der starren Budgetierung muss allerdings schleunigst gelöst werden. Für innovative eHealth-Lösungen ist einfach kein Platz in diesem System. Der Innovationsfonds reicht bei Weitem nicht aus.

Start-ups in der Gesundheitsbranche – diese Hürden müssen überwunden werden

Dennoch haben es Start-ups für innovative eHealth-Lösungen nicht einfach. Neben der Hürde Datenschutz ist vor allem der Marktzugang sehr schwierig. Die einfachste Lösung für eHealth-Firmen wäre, wenn sie sich direkt mit dem Produkt an den Patienten wenden könnten, der für dieses dann bezahlt. Allerdings ist in Deutschland ein Großteil der Bevölkerung gesetzlich krankenversichert. Kunden sind deswegen kaum bereit, Gesundheitsleistungen extra zu bezahlen. Aufgrund dieser schwierigen Marktsituation halten sich auch Investoren häufig zurück, so dass Deutschland im globalen Wettbewerb total unterfinanziert ist. Hier ist besonders der Gesetzgeber verpflichtet, die Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen zu verbessern.

„Innovative Lösungen zur Digitalisierung sind notwendig, um Deutschland aus dem Winterschlaf in Bezug auf den Fortschritt in der Gesundheitswirtschaft aufzuwecken. Wir müssen dafür sorgen, dass wir uns international an die Spitze einer technologischen eHealth-Bewegung setzen“, so Istok Kespret.