Häufiger als erwartet: Wirtschaftsbetrug im Gesundheitswesen

Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt davor, dass im Gesundheitswesen Wirtschaftsbetrug häufiger vorkommt als bisher angenommen. Nachdem in der ersten Hälfte des Jahres zahlreiche Fälle in der Pflege bekannt wurden, hat das BKA nun neue Statistiken zur Thematik veröffentlicht. Dabei wurde die Fallentwicklung bei Abrechnungsbetrug von 2000 bis 2015 untersucht. Das klare Ergebnis: im letzten Jahr gab es einen deutlichen Anstieg in diesem Zusammenhang. Wie hat sich das ganze insgesamt in den letzten Jahren entwickelt? Gibt es einen Trend?

„Es ist erschreckend, in welcher Höhe Schäden für das Gesundheitssystem entstanden sind – wir sprechen hier von Milliardenbeträgen. Die Zahlen zeigen aber auch, dass wir stärkere Sicherheitsschranken und Kontrollinstanzen etablieren müssen, damit der Betrug nicht mehr so einfach realisierbar ist,“ Istok Kespret, HMM Deutschland.

BKA-Statistik zeigt einen gemischten Trend bei Wirtschaftsbetrug

Waren es 2014 noch 4.007 Fälle, stieg die Zahl im Folgejahr auf 4.450 gemeldete Delikte, das entspricht einem Wachstum von 11,2 Prozent. Allerdings handelt es sich bei allen Angaben nur um jene Fälle, die von der Polizei an die Staatsanwaltschaft übergeben wurden. Die Dunkelziffer liegt in diesem Bereich vermutlich sogar deutlich höher. Einen tieferen Einblick zur Entwicklung der letzten 15 Jahre liefert der Bericht „Bundeslagebilder Wirtschaftkriminalität“ des BKA.

Wie gehen Betrüger häufig vor?

Tatsächlich erfolgt der Abrechnungsbetrug oftmals im großen Rahmen. Dabei gehen die Täter auf verschiedene Art und Weise vor. Einerseits reichen die betreffenden Personen bei den Krankenkassen nur zum Teil oder gar nicht erbrachte Leistungen ein. Im nächsten Schritt arbeiten sie sogar mit Patienten zusammen – hier wird deren Pflegebedürftigkeit simuliert, um weiteres Geld von den Leistungsträgern zu erhalten. Es geht soweit, dass sich einige Ärzte oder weiteres Pflegepersonal bestechen lassen. Diese organisierte Kriminalität erfolgt dabei in sehr großem Maße. Auch vor Urkundenfälschung schrecken die Täter nicht zurück. Mit Hilfe von gefälschten Ausbildungszertifikaten erschleichen sie sich so ihre Anstellungen in der Pflege. Fest steht: Bei so viel System ist es notwendig, mit Hilfe von Digitalisierung und automatisierten Prozessen ein stärkeres Kontrollsystem einzubinden. Sonst steigen die finanziellen Schäden bald ins Unermessliche und die Konsequenzen müssen die ehrlichen Bürger tragen.